Ende Mai 2008

Eine Ära geht zu Ende: Heute hat Jan den Dart 18 an einen Der alte Dart 18.jungen Studenten in Kiel verkauft, der hoffentlich noch viel Spaß mit ihm haben wird. Wir hatten das Boot mitsamt Trailer und einem Zu-Verkaufen-Schild daran auf einem Parkplatz direkt vor der Uni abgestellt und konnten uns in den darauffolgenden Tagen über mangelndes Käuferinteresse nicht beklagen. Der Verkaufspreis ist ein kleiner warmer Regen, und obendrein gewinnen wir auf diese Weise viel Platz in Jans Carport, wo der kleine Katamaran überwintert hat. Dieser Platz wird nun dringend für Teile der Inneneinrichtung des neuen Bootes gebraucht
Am letzten Wochenende im Mai geht es schließlich daran, das Boot von Norderney aus nach Rendsburg zu überführen.
Wir haben uns für die Strecke über Helgoland entschieden, da diese nicht länger ist als der Weg die Küste entlang, und wir setzen darauf, dass auf hoher See weniger Schwierigkeiten und Tücken auf uns lauern werden.

Während Jan keinerlei Zweifel hat, dass wir das hinbekommen werden, bin ich ziemlich nervös und unsicher – noch nie bin ich so weit aufs Meer hinausgesegelt. Können wir das überhaupt? Können wir wirklich ganz alleine unseren Weg da draußen finden? Kommen wir wirklich schon gut genug mit dem Boot zurecht? Ich bin ziemlich verzagt, doch Jan und sein Bruder Sven, der sich erneut bereit erklärt hat, uns bei der Überführung zu unterstützen, sind so zuversichtlich, dass deren Ruhe auf mich abfärbt.

Als wir um halb sieben Uhr morgens in Norderney ablegen, ist der Wind zunächst Auf der Nordsee vor Helgoland.recht passabel und bläst uns mit gut sieben Knoten Richtung Helgoland. Schon zwei Stunden später ist er jedoch so weit abgeflaut, dass wir nervös werden und die Motoren anlassen – schließlich wollen wir noch im Hellen im fremden Hafen ankommen. Weitere zwei Stunden später haben wir gleich zweimal hintereinander die Rollfockleine unbemerkt von Bord flutschen lassen, wobei sie sich beim ersten Mal ordentlich fest in den Propeller des Backbord-Außenborders gewickelt hat. Sie zu befreien, hat eine halbe Ewigkeit gedauert, und mir ist mittlerweile klar, warum Seeleuten nachgesagt wird, sie würden sich derbe ausdrücken und viel fluchen.

Je näher wir Helgoland kommen, desto gewaltiger wird der Seegang und wir haben nun statt Flaute fast 20 kn Wind. Zum Glück wird keiner von uns seekrank, und ich habe sogar ausgesprochen viel Spaß dabei, mich vorne auf die luvseitige Rumpfspitze zu hocken und dort wie mit einem gigantischen Fahrstuhl auf und ab zu rauschen, während Stray Cat mit dem kräftigen halbem Wind über Wellenberge und durch Wellentäler tobt.  Elbe 1
Gegen 18 Uhr haben wir die „rote Insel“ endlich erreicht, die wir aufgrund ihrer hohen Felsen schon seit dem frühen Nachmittag sehen konnten. Das Anlegemanöver im fremden Hafen klappt perfekt, und nach dem Tipp eines Einheimischen sitzen wir bald in einem gemütlichen kleinen Kneipenrestaurant auf dem Unterland und genießen riesige Portionen deftiger Hausmannskost – wobei uns allerdings vor Müdigkeit schon fast die Augen zufallen …

Die Nacht über hat es fast stürmische Winde gehabt, aber am nächsten Morgen herrscht zunächst wieder Flaute, weshalb wir statt wie geplant um sechs erst um neun Uhr aufbrechen.
Im weiteren Tagesverlauf zwingt uns ein launischer und oft flauer Wind auf dem Weg nach Cuxhaven einen wirren Zickzackkurs auf – als ich im Nachhinein unsere in die Seekarte eingetragenen Kurslinien betrachte, ist ein Unterschied zum Haus vom Nikolaus kaum noch feststellbar.
Schließlich werfen wir am frühen Nachmittag wieder die Motoren an und laufen um sieben Uhr abends in den Yachthafen von Cuxhaven ein. Durch das viele motoren der letzten beiden Tage sind unsere Treibstoffvorräte dramatisch schneller gesunken als geplant, und wir sind froh, als uns der Stegnachbar anbietet, uns mit seinem Auto zur nächsten Tankstelle zu fahren, wo wir unsere Benzinkanister wieder auffüllen können.

Am nächsten Morgen um kurz vor sechs begleitet uns die aufgehende Sonne in die Elbmündung Elbe 2hinein, und ich finde es schon ein wenig merkwürdig, so riesengroße Schiffe dicht vor und hinter mir zu haben. Aber es ist ein strahlend schöner Tag mit guter Sicht, und so kommen wir ohne Probleme bis vor die Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal bei Brunsbüttel, wo wir dann allerdings eine ganze Weile warten müssen.
Wir teilen das uns zugewiesene Schleusenbecken dann schließlich nicht nur mit vier anderen Sportbooten, sondern auch mit einem großen Frachter, so dass während des Schleusenvorgangs eine haushohe, rostig-blaue Bordwand sehr dicht neben uns in den Himmel ragt. Viel breiter hätte unser Katamaran nicht sein dürfen, sonst hätte kaum noch ein Hering dazwischen gepasst …
Bis wir endlich im Nord-Ostsee-Kanal sind, ist es schließlich kurz nach zehn – 3 Stunden hat uns allein das Schleusen inklusive der Wartezeit gekostet. Nun setzen wir rasch Sven am Steg des Brunsbütteler Yachthafens ab, von wo aus er mit dem Zug zurück nach Hamburg fährt – wir trauen uns zu, den Weg durch den Kanal nach Rendsburg auch allein bewältigen zu können.

Die Kanalpassage verläuft wie erhofft reibungslos, und nachmittags gegen 16 Uhr passieren wir Rendsburg, Hochbrueckedie Eisenbahnhochbrücke, das „Wahrzeichen von Rendsburg“, und legen den Kat bei einer Bootswerft an der Obereider an den Steg.
Hier soll er eine Woche bleiben, damit wir weiter an ihm herumbasteln können, und danach soll er dann seinen Saisonplatz an einer Boje in der Eckernförder Bucht beziehen.

Es ist der 31. März 2008, und Stray Cat ist heute quasi in seinem „neuen Zuhause“ angekommen. Nach drei sehr langen Segeltagen und Wind grundsätzlich aus östlichen Richtungen fühlen wir uns restlos erschöpft und todmüde, aber wir sind sehr glücklich, dass alles so gut und wunschgemäß verlaufen ist.

 

 

 

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